Mathekrimi

Unsere Projektarbeit wird wesentlich durch den Weg des Dialogs bestimmt. So wurden und werden Entwicklungen und Produkte stets einem Pilotierungsprozess (durch Schüler/innen, Lehrer/innen, Fachexpertisen usw.) unterzogen. Eines dieser Pilotier- oder vielleicht eher Pionierprojekte ist der Mathekrimi „die wilden vier“.

Die wilden Vier im geheimnisvollen Zahlenhaus
Mathekrimi "die wilden vier"

Die Idee zum Mathekrimi entstand aus dem Versuch, in einer ersten Klasse (AHS) Deutsch und Mathematik fächerübergreifend zu unterrichten. Die Autorinnen Madeleine Strauss und Beate Kröpfl zum Entstehungshintergrund: "Zunächst war es gar nicht leicht, vom Schubladendenken wegzukommen und die Kinder zu vernetztem Denken anzuregen. Aus unseren Überlegungen, wie wir das erreichen könnten, kristallisierte sich die Idee zum Mathekrimi heraus. Im Vordergrund steht nicht der Erwerb von Fachwissen, sondern ein lustbetonter Umgang und eine veränderte Sichtweise der beiden Gegenstände. Zwei unterschiedliche Arten des Lesens treffen aufeinander, die im Allgemeinen in den jeweiligen Unterrichtsfächern getrennt verwendet werden. Im Alltag greifen sie jedoch häufig ineinander. Das ganze Leben ist Mathematik, mit dem Krimi wird den Kindern sichtbar gemacht, dass auch in ihrem Leben viele Querverbindungen zur Mathematik existieren."

Der Mathekrimi wurde von den am Projekt Mathematische Bildung beteiligten Schulen pilotiert. Inzwischen ist der Krimi weit über die Projektpartnerschulen hinaus bekannt und die Nachfrage groß. Zahlreiche Kolleg/innen haben Pilotierungserfahrungen gemacht und sind in den dialogischen Lernprozess eingestiegen. Ihre Rückmeldung und die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler bereichern den Dialog. Mit neuen Ideen und durch den Erfahrungsaustausch tragen sie im Sinne des Nehmens und Gebens dazu bei, dass das MB-Netzwerk weiterwächst und uns in unserer Projektarbeit weiterbringt.

Die wilden Vier im geheimnisvollen Zahlenhaus. Ein Mathekrimi von Madeleine Strauss und Beate Kröpfl.
Hg.: BMUKK, Wien 2008.

Der Mathekrimi (Broschüre) und das Begleitheft für Lehrer/innen (mit Lösungsteil) sind derzeit leider vergriffen.

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Die wilden Vier

Lehrer Kernteil

Lehrer Umschlag

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Der Mathekrimi als Pilotprojekt

Abbildung aus dem Mathekrimi "die wilden vier"

Auf der Suche nach Verbesserungen

Der tiefere Sinn eines Pilotprojektes ist es, neue Verfahren und Methoden zu erschließen, d. h. über die unterschiedlichen Wahrnehmungen und das daraus folgende Feedback Weiterentwicklungen anzuregen. Dazu ist ein dialogischer Prozess zwischen den Akteur/innen notwendig.
 

 

Wie sollte die Pilotierung ablaufen? - Es gilt, Prototypen der neuen Gestaltung von Unterricht und Lernen nach folgenden Kriterien zu entwickeln:

  • Forschendes, entdeckendes Lernen
  • Eigenverantwortliches Arbeiten der Schülerinnen und Schüler
  • Komplexe, fächerübergreifende Kompetenzen
  • Abkehr vom Richtig-Falsch-Denken
  • Komplexere Themen und offenere Ziele

In diesem Sinne finden die Schüler/innen im Mathekrimi eine Einladung, selbst als kreative Networker tätig zu werden. Ihre Lehrer/innen begleiten sie bei diesem Prozess.

Wir ersuchen um Rückmeldungen zu folgenden Fragen:

  • Wie haben Sie den Mathekrimi eingesetzt?
  • Hat sich in Ihrer Arbeit mit den Schüler/innen etwas verändert?
  • Wie wurden „die wilden vier“ von Ihren Schüler/innen angenommen?
  • Was haben Sie dabei gelernt?
  • Was haben Ihre Schüler/innen dabei gelernt?
  • Wie könnte der Mathekrimi verändert werden, damit der Lernprozess mehr in die Verantwortung der Schüler/innen kommt?
  • Wie gelingt es, offene Aufgabenstellungen in den Lernprozess einzubauen?

Wir laden Sie ein, Networker zu werden und sich damit in den Kreislauf eines Lernprozesses zu begeben, den wir hier sichtbar machen wollen.

Rückmeldungen bitte an: elfriede.alber@ph-tirol.ac.at
Postadresse: Pädagogische Hochschule Tirol, Feldstraße 1b, 6020 Innsbruck

 Pilotierungsergebnisse

Rückmeldungen von Lehrerinnen und Lehrern

Wie haben Sie den Mathekrimi eingesetzt?

In allen vier Klassen der 6. Schulstufe – jeweils in Stammklassen (1. – 3. Leistungsgruppe) als Mathematik-Deutsch-Projekt.
Dreimal zwei Doppeleinheiten (M + D) – in der Woche vor den Semesterferien. Arbeit in Gruppen (3 bis 5 Schüler/innen – pro Gruppe mindestens 1 Schüler/in aus Deutsch, 1. Leistungsgruppe und 1 Schüler/in aus Mathematik, 1. Leistungsgruppe.
Gruppenleiter/in mit genau festgelegten Aufgaben, die Gruppenarbeit bzw. das Gruppenergebnis stand im Vordergrund.
Lesen: Abwechselnd las ein Kind der Gruppe laut vor, die Gruppenmitglieder lasen leise, schnellere Leser/innen erklärten den langsameren den Inhalt.
Mathematikaufgaben wurden in den Gruppen gemeinsam gelöst (oft waren Hilfestellungen seitens der Lehrkraft notwendig).
Die Gruppenarbeit mit Schüler/innen verschiedener Leistungsniveaus funktionierte sehr gut, die besseren Schüler/innen waren Coaches, schwächere waren stolz auf eigene Lösungen (v.a. wenn sie diese vor den besseren Schüler/innen hatten).

Hat sich in Ihrer Arbeit mit den Schüler/innen etwas verändert?

Die Lehrkraft fungierte mehr oder minder als Coach bzw. Assistentin, nicht unbedingt als Lehrende.
Die Schüler/innen arbeiteten sehr motiviert, niemand musste zur Arbeit von der Lehrkraft motiviert werden (hohe Selbstmotivation).
Selbst sehr schwache Leser/innen, die ein Buch mit 50 Seiten freiwillig nicht lesen würden/könnten, „kämpften“ sich regelrecht durch das Buch – sie wollten wissen, wie es weitergeht bzw. die Mathematikaufgaben lösen.
Es gab keinerlei disziplinäre Probleme, auch nicht mit "schwierigen" Schüler/innen. Die Gruppenarbeit funktionierte gut, alle Gruppenmitglieder waren eingebunden.

Wie wurden "die wilden vier" von Ihren Schüler/innen angenommen?

Sehr gut! Die Schüler/innen wollten wissen, wie die Geschichte weitergeht bzw. endet.
Es machte ihnen offensichtlich Spaß (Krimi + Teamarbeit).
Schwächere Schüler/innen wurden von den sog. "besseren" Schüler/innen mitgezogen.
Manche Mathematikaufgaben überforderten den Großteil der Schüler/innen.
Wohlfühlfaktor – Arbeiten im Klassenverband (keine Leistungsgruppen).

Was haben Sie dabei gelernt?

Für die Deutschlehrer/innen war es faszinierend zu sehen, welche Qualitäten/Stärken ihre Schüler/innen in Mathematik haben – ebenso umgekehrt, da gab es viele Überraschungen.
Für die Mathematiklehrer/innen war manchmal überraschend, dass in Mathematik nicht so gute Schüler/innen ein gutes logisches Denkvermögen ("Hausverstand") bzw. Fähigkeiten zum Vernetzen zeigten, manche gute M-Schüler/innen zeigten hier Schwächen.
Die Lehrer/innen erlangten ein ganzheitlicheres Bild ihrer Schüler/innen (Blick über das eigene Fach hinaus).
Der Einsatz von EVA-Methoden im Unterricht löst viele Probleme (Motivation, Disziplin) und trainiert wichtige Kompetenzen der Schüler/innen.

Wie könnte der Mathekrimi verändert werden, damit der Lernprozess mehr in die Verantwortung der Schüler/innen kommt?

Denksportaufgaben (Lösungswort): Hier musste die Lehrkraft kontrollieren (Lösungswort ist als Korrektiv zu wenig).
Lösungswort aus dem Wortschatz der Schüler/innen
Textgleichungen waren zu schwierig (Aufgabe II – die Besten konnten dies durch Probieren lösen, Aufgabe 6 – noch nicht Stoff der 1. Klasse – Lehrkraft musste die Teillösung für Erich vorgeben).
M-Aufgaben: sind eher für die 1. Leistungsgruppe (v. a. Schüler/innen der 3. Leistungsgruppe haben alleine keine Chance!).
Änderung dahingehend, dass erst nach einer Lösung einer Aufgabe die Schüler/innen zur nächsten Aufgabe kommen können.
Teile der Handlung könnten auch von den Schüler/innen geschrieben werden (Textzusammenhänge herstellen).
Auch Deutschaufgaben - wie z. B. Lückentexte - einfügen.

Rückmeldung eines Deutschlehrers zum Text: Die Geschichte ist stellenweise ähnlich einem „schludrigen“ Brezina-Stil: zum Beispiel Seite 9 – Beschreibung von Frau Vogel ist unnötig (vermittelt Diskriminierung), ebenso die Eigenschaften eines Klassensprechers, die negativ von Lehrer/innen empfunden werden, müssten nicht in den Vordergrund gestellt werden. Ausdrücke wie "Depp", "blöd" braucht man nicht wirklich, die Geschichte sollte auch ein Beispiel halbwegs guter Literatur sein. Die Geschichte selbst könnte auch für den Deutschunterricht gestaltet werden: Lückentext, Wortschatzübungen, Fragen zum Text; Aufgaben aus Lesen – Sprechen (Rollenlesen), Grammatik, Rechtschreiben.
Eigentlich war dieser Mathekrimi ein "versteckter" Standard!

Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern

Was hat mir am Mathekrimi gut gefallen?

 

Was hat mir am Mathekrimi weniger gut gefallen?

 
 

Der Mathekrimi "die wilden vier" hat nicht nur mathematisches und sprachliches Wissen, sondern auch Kreativität gefördert. Ein Beispiel hierfür ist die Umsetzung zweier Szenen des Mathekrimis durch drei Schüler.

Die vollständige Szenenbearbeitung

mathekrimi_pp.ppt (659,0 KiB)