Mathematik

Kompetenzen Mathematik, 8. Schulstufe

Mathematische Kompetenzen beziehen sich auf mathematische Tätigkeiten, auf mathematische Inhalte sowie auf die Art und Komplexität der erforderlichen Vernetzungen.

Mathematische Kompetenzen haben somit eine Handlungsdimension (auf welche Art von Tätigkeit sie sich beziehen, also was getan wird), eine Inhaltsdimension (auf welche Inhalte sie sich beziehen, also womit etwas getan wird) und eine Komplexitätsdimension (bezogen auf die Art und den Grad der Vernetzungen).

Für jede Dimension mathematischer Kompetenzen sind unterschiedliche Ausprägungen vorstellbar: Unterschiedliche mathematische Handlungen, unterschiedliche mathematische Inhalte sowie unterschiedliche Arten und Grade der Komplexität.

Im hier verwendeten Modell mathematischer Kompetenzen werden „verwandte“ Handlungen zu Handlungsbereichen (H1, H2 …), „verwandte“ Inhalte zu Inhaltsbereichen (I1, I2 …) und „verwandte“ Arten bzw. Grade von Vernetzungen zu Komplexitätsbereichen (K1, K2 …) zusammengefasst.

(Zitiert aus: Heugl, Helmut; Peschek, Werner: Standards für die mathematischen Fähigkeiten österreichischer Schülerinnen und Schüler am Ende der 8. Schulstufe. Herausgegeben vom Institut für Didaktik der Mathematik – Österreichisches Kompetenzzentrum für Mathematikdidaktik – Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Klagenfurt 2007. Version 4/07. S. 9)

Das gesamte Kompetenzmodell ist auf der Website des Bundesinstituts BIFIE zu finden: Bundesinstitut BIFIE

Handlungsbereiche

Mathematisches Arbeiten umfasst vielfältige originär mathematische wie auch außermathematische (Denk-)Tätigkeiten, die meist eng miteinander vernetzt sind bzw. aufeinander bezogen werden müssen. Für die mathematischen Standards am Ende der 8. Schulstufe wurden die folgenden vier zentralen mathematischen Tätigkeiten bzw. Tätigkeitsbereiche identifiziert und als gleich bedeutsame Handlungsbereiche festgehalten.

 

H1 Darstellen, Modellbilden

Darstellen meint die Übertragung gegebener mathematischer Sachverhalte in eine (andere) mathematische Repräsentation bzw. Repräsentationsform.
Modellbilden erfordert über das Darstellen hinaus, in einem gegebenen Sachverhalt die relevanten mathematischen Beziehungen zu erkennen (um diese dann in mathematischer Form darzustellen), allenfalls Annahmen zu treffen, Vereinfachungen bzw. Idealisierungen vorzunehmen u. Ä.

Charakteristische Tätigkeiten sind z. B.:

  1. alltagssprachliche Formulierungen in die Sprache/Darstellung der Mathematik übersetzen
  2. einen gegebenen mathematischen Sachverhalt in eine andere Darstellungsform (tabellarisch, grafisch, symbolisch/Rechnersyntax) übertragen; zwischen Darstellungen oder Darstellungsformen wechseln
  3. Zeichnungen (mit Lineal oder Freihandskizze) einfacher geometrischer Figuren und Körper anfertigen
  4. problemrelevante mathematische Zusammenhänge identifizieren und mathematisch darstellen
  5. geeignete mathematische Mittel (Begriffe, Modelle, Darstellungsformen, Technologien) und Lösungswege auswählen
  6. aus bekannten (z. B. auch elektronisch verfügbaren) mathematischen Modellen neue Modelle entwickeln (modulares Arbeiten)

H2 Rechnen, Operieren

Rechnen im engeren Sinn meint die Durchführung elementarer Rechenoperationen mit konkreten Zahlen, Rechnen in einem weiteren Sinn meint die regelhafte Umformung symbolisch dargestellter mathematischer Sachverhalte.

Operieren meint allgemeiner und umfassender die Planung sowie die korrekte, sinnvolle und effiziente Durchführung von Rechen- oder Konstruktionsabläufen und schließt z. B. geometrisches Konstruieren oder auch das Arbeiten mit bzw. in Tabellen und Grafiken mit ein. Rechnen/Operieren schließt immer auch die verständige und zweckmäßige Auslagerung operativer Tätigkeiten an die verfügbare Technologie mit ein.

  1. elementare Rechenoperationen durchführen, potenzieren, Wurzel ziehen
  2. Maßeinheiten umrechnen
  3. in Terme und Gleichungen (Formeln) Zahlen einsetzen, Werte berechnen
  4. Terme, Gleichungen (Formeln) und Ungleichungen umformen
  5. Gleichungen und Ungleichungen lösen
  6. Ergebnisse abschätzen, sinnvoll runden, näherungsweise rechnen
  7. mit und in Tabellen oder Grafiken operieren
  8. elementare geometrische Konstruktionen durchführen

 

H3 Interpretieren

Interpretieren meint, aus mathematischen Darstellungen Fakten, Zusammenhänge oder Sachverhalte zu erkennen und darzulegen sowie mathematische Sachverhalte und Beziehungen im jeweiligen Kontext zu deuten.

Charakteristische Tätigkeiten sind z. B.:

  1. Werte aus Tabellen oder grafischen Darstellungen ablesen, sie im jeweiligen Kontext deuten
  2. tabellarisch, grafisch oder symbolisch gegebene Zusammenhänge beschreiben und im jeweiligen Kontext deuten
  3. Zusammenhänge und Strukturen in Termen, Gleichungen (Formeln) und Ungleichungen erkennen, sie im Kontext deuten
  4. mathematische Begriffe oder Sätze im jeweiligen Kontext deuten
  5. Rechenergebnisse im jeweiligen Kontext deuten
  6. tabellarische, grafische oder auch symbolische Rechnerdarstellungen angemessen deuten
  7. zutreffende und unzutreffende Interpretationen erkennen

 

H4 Argumentieren, Begründen

Argumentieren meint die Angabe von mathematischen Aspekten, die für oder gegen eine bestimmte Sichtweise/Entscheidung sprechen. Argumentieren erfordert eine korrekte und adäquate Verwendung mathematischer Eigenschaften/Beziehungen, mathematischer Regeln sowie der mathematischen Fachsprache.

Begründen meint die Angabe einer Argumentation (Argumentationskette), die zu bestimmten Schlussfolgerungen/Entscheidungen führt.

Charakteristische Tätigkeiten sind z. B.:

  1. mathematische Argumente nennen, die für oder gegen die Verwendung eines bestimmten mathematischen Begriffs, eines Modells oder einer Darstellung (Darstellungsform), für oder gegen einen bestimmten Lösungsweg bzw. eine bestimmte Lösung, für oder gegen eine bestimmte Interpretation sprechen
  2. die Entscheidung für die Verwendung eines bestimmten mathematischen Begriffs, eines Modells, eines Lösungsweges, für eine Darstellung (Darstellungsform), eine bestimmte Lösung oder eine bestimmte Sichtweise/Interpretation argumentativ belegen
  3. mathematische Vermutungen formulieren und begründen (aufgrund deduktiven, induktiven oder analogen Schließens)
  4. mathematische Zusammenhänge (Formeln, Sätze) herleiten oder beweisen
  5. zutreffende und unzutreffende mathematische Argumentationen bzw. Begründungen erkennen; begründen, warum eine Argumentation oder Begründung (un-)zutreffend ist

Inhaltsbereiche

Die Inhalte orientieren sich am Lehrplan der allgemein bildenden Schulen (Hauptschule und AHS-Unterstufe) für den Gegenstand Mathematik und sind in die folgenden vier Bereiche gegliedert.

 

I1 Zahlen und Maße

Verschiedene Zahlen und Maße (insbesondere auch in lebenspraktischen Anwendungen);

  1. natürliche, ganze, rationale und irrationale Zahlen
  2. Bruch- und Dezimaldarstellung rationaler Zahlen; Potenzschreibweise (mit ganzzahligen Exponenten), Wurzeln
  3. Rechenoperationen, Rechengesetze und -regeln
  4. Anteile, Prozente, Zinsen
  5. Maßeinheiten (für Längen, Flächeninhalte, Volumina, Massen, Zeiten und zusammengesetzte Größen)

I2 Variable, funktionale Abhängigkeiten

Variable, Terme und (Un-)Gleichungen; verschiedene Darstellungen funktionaler Zusammenhänge;

  1. Variable und Terme
  2. einfache Gleichungen (Formeln) und Ungleichungen
  3. lineare Gleichungssysteme mit zwei Variablen
  4. verbale, tabellarische, grafische und symbolische Darstellung funktionaler Zusammenhänge; lineare Funktionen; direkte und indirekte Proportionalität

 

I3 Geometrische Figuren und Körper

Grundlegende geometrische Begriffe; einfache geometrische Figuren und Körper, deren Eigenschaften und Darstellung (Zeichnung, Konstruktion);

  1. Punkt, Gerade, Ebene; Strecke, Winkel; Parallele, Normale
  2. Symmetrie, Ähnlichkeit
  3. Dreiecke, Vierecke, Kreis
  4. Würfel, Quader, Prismen, Pyramiden, Zylinder, Kegel, Kugel
  5. Satz von Pythagoras
  6. Umfangs-, Flächen-, Oberflächen- und Volumsformeln

 

I4 Statistische Darstellungen und Kenngrößen

Tabellarische und grafische Darstellungen statistischer Daten; Zentralmaße und Streuung;

  1. tabellarische Darstellung statistischer Daten
  2. Stabdiagramm, Kreisdiagramm, Streifendiagramm, Piktogramm,
  3. Liniendiagramm; Streudiagramm
  4. absolute und relative Häufigkeiten
  5. arithmetisches Mittel, Median, Quartile
  6. Spannweite, Interquartilabstand